Im Zusammenhang mit Spielplätzen, künstlichen Boulderfelsen oder Outdoor-Fitnessgeräten meint Fallschutz einen speziellen, in der Regel aufbereiteten, Boden im Fallbereich, der das Verletzungsrisiko bei einem Sturz auf diesen Boden reduziert. In den Normen (z.B. DIN EN 1176 und 1177) wird ein solcher Boden als „stoßdämpfender Boden“ bezeichnet.
Fallschutz für Spielgeräte
Spielgeräte benötigen entsprechend ihrer Fallhöhe einen passenden aufpralldämpfenden Boden im Fallbereich. Die Norm DIN EN 1176 sieht folgende Staffelung vor:
- Bei einer Fallhöhe unter 60 cm ist jede Art von Boden zulässig.
- Bei einer Fallhöhe unter 1 m ist natürlicher Oberboden möglich.
- Nur in Deutschland gültig: Bei einer Fallhöhe unter 1,5 m ist Rasen zulässig.
- Bei Fallhöhen zwischen 1,5-3 m wird ein spezieller falldämpfender Bodenbelag benötigt.
Materialien
Natürliche Materialien
Zu den natürlichen Materialien zählen natürlicher Oberboden jeglicher Art, Rasen und loses Schüttgut wie Hackschnitzel, Sand und Kies.
Rasen
In Deutschland ist, gemäß DIN EN 1176, bis zu einer Fallhöhe von 1,5 m Rasen zulässig. Um dauerhaft einen wirksamen Aufprallschutz zu gewährleisten wird aber von der DGUV empfohlen Rasen nur bis zu einer Fallhöhe von 1 m einzusetzen. Zum Beispiel verhärten sich Rasenflächen bei längerer Trockenheit oder Frost.
Loses Schüttgut
Neben der guten Umweltverträglichkeit, der regionalen Verfügbarkeit und den vergleichsweise geringen Kosten haben lose Fallschutzmaterialien noch einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil: Die natürliche Unebenheit und das dynamische Nachgeben der Oberfläche fördern Körpergefühl und Balance und trainieren die Bänder am Fußgelenk. Kinder, die sich viel auf unebenen Untergründen bewegen werden auch noch im Erwachsenenalter weniger leicht stürzen oder umknicken – vor allem in unseren versiegelten Städten ein zunehmendes Problem.
Körnung
Zu große Größenunterschiede der Partikel im Schüttgut erhöhen die Verletzungsgefahr. Um eine möglichst homogene Fläche zu erreichen, gelten folgende Vorgaben für die Körnung:
- Hackschnitzel (5-30 mm)
- Fallschutz-Kies (2-8 mm)
- Fallschutz-Sand (0,2-2 mm)
Bei Kies und Sand ist vor allem auf das Prädikat „Fallschutz“ zu achten. Es darf sich dabei nicht um kantigen Splitt handeln, sondern um gewaschenes Rundkorn. „Spielsand“ für den Sandkasten ist ebenfalls nicht als Fallschutz geeignet. Er enthält bindige Anteile zum Bauen, Formen und Backen, wodurch er sich leicht verfestigt und weniger fließen kann.
Schichtstärken
Je nach Fallhöhe werden bei losem Schüttgut Schichtstärken von 20-30 cm benötigt, um die nötige stoßdämpfende Wirkung zu erreichen. Außerdem muss der Wegspieleffekt berücksichtigt werden, wodurch die realen Schichttiefen um 10 cm auf 30-40 cm zu erhöhen sind:
- Fallhöhe bis max. 2 m: 30 cm
- Fallhöhe bis max. 3 m: 40 cm
Künstliche Materialien
Zu den künstlichen Materialien zählen Steckplattensysteme aus Gummigranulat, ortsfest vergossenes Granulat und Schaumstoffmatten.
Künstliche Fallschutzflächen kommen meist mit deutlich weniger starken Schichten aus, als die natürlichen Schüttmaterialien (in der Regel zwischen 3 – 10 cm). Die benötigte Schichtstärke von synthetischem Fallschutz richtet sich aber nach den jeweiligen Herstellerangaben, da jeder Hersteller individuelle Verfahren und Materialien zum Schichtaufbau verwendet.
Fallschutzplatten
Fallschutzplatten sind in unterschiedlichen Größen (i.d.R. 50x50cm) und Farben erhältlich. Die gängigsten Farben sind Schwarz und Rotbraun; weitere Farben sind Herstellerspezifisch. Sie werden wie Fliesen auf einem festen und ebenen Untergrund verlegt. Zur besseren Haltbarkeit werden die einzelnen Stücke untereinander mit Steckverbindern verbunden und teilweise auch verklebt. Neben der quadratischen Standardform gibt es sie manchmal auch als Ausführungen in Puzzleteil-Optik.
Je nach Hersteller und benötigter Stoßdämpfung können die Platten vollständig aus Gummigranulat (EPDM) oder aus kombinierten Granulat-Schaumstoff-Schichtung bestehen.

Ortsfest gegossene Materialien
Mit vergossenen Materialien können dynamische Bodenstrukturen wie Hügel, Mulden, Wellen und Rinnen bis zu einer Neigung von 45 Grad ausgebildet werden. Das Ausbringen des Materials kann nur vom Hersteller bzw. entsprechenden Fachfirmen ausgeführt werden. In der Regel wird auf einer verdichteten Tragschicht eine flexible Grundschicht aufgebracht, die dann mit einer festeren Deckschicht abgedeckt wird.
Am häufigsten kommt auch hier EPDM zum Einsatz. Eine Vielzahl an Farben ist erhältlich. Auch individuelle Farbkombinationen mit Mustern und Motiven sind möglich.
Eine umweltfreundlichere Alternative zu EPDM ist Korkgranulat, das mit PU-Harz vermischt zu einer festen Schicht verarbeitet wird. Kork heizt sich außerdem bei Sonneneinstrahlung weniger stark auf als EPDM.
Schaumstoffmatten
Schaumstoffmatten mit Planenüberzug kommen eigentlich so gut wie nur im Innenbereich zum Einsatz. Man kennt sie vor allem aus Boulder- und Kletterhallen.
Besonderheiten
Einige Hersteller bieten Kunstrasen mit falldämpfenden Eigenschaften an. Diesen gibt es z.B. als Steckplatten mit dämpfenden Unterbau oder als flächig verlegten Rollrasen auf einer dämpfenden Grundschicht.
Fallschutzmaterialien im Vergleich
Jede eingesetzte Bodenart hat ihre Vor- und Nachteile:
Fallschutzmaterial | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Rasen | + in der Regel schon vorhanden + keine / kaum zusätzlichen Kosten | – nur bis zu einer maximalen Fallhöhe von 1,5 m zulässig (nur in Deutschland) – kann sich an stark bespielten Stellen sehr schnell in Matschlöcher verwandeln – benötigt andauernde Pflege |
Holzschnitzel / Hackschnitzel | + meist sehr günstig + umweltfreundlich + leicht erhältlich + regional zu bekommen | – verdichtet sich und verrottet langsam – muss regelmäßig nachgefüllt werden – je nach Fallhöhe, Schichtstärken zwischen 20-40 cm nötig |
Rindenmulch (nicht empfohlen!) | + meist sehr günstig + umweltfreundlich + leicht erhältlich + regional zu bekommen | – wird schnell matschig – verdichtet sich und verrottet langsam – muss regelmäßig nachgefüllt werden – je nach Fallhöhe, Schichtstärken zwischen 20-40 cm nötig – versauert den Boden und greift Geräteteile im Boden an |
Sand | + meist günstig + umweltfreundlich | – verflüchtigt sich relativ leicht – muss regelmäßig nachgefüllt werden – je nach Fallhöhe, Schichtstärken zwischen 20-40 cm nötig – Kinder benutzen Fallraum als Sandkasten: Kollisionsgefahr |
Kies | + meist günstig + umweltfreundlich | – im trockenen Zustand oft staubig – verfestigt sich besonders bei kalkhaltigen Böden relativ schnell zu einem harten Boden – muss gelegentlich nachgefüllt werden – je nach Fallhöhe, Schichtstärken zwischen 20-40 cm nötig |
Fallschutzplatten | + pflegeleicht + befahrbar mit Kinderwagen und Rollstuhl + geringe Schichtstärken reichen aus + in verschiedenen Farben erhältlich | – nur auf perfekt ebenen und verdichteten Untergründen verlegbar – Ecken drehen sich oft schon nach wenigen Monaten oder Jahren auf und können dadurch Stolperfallen bilden – kann im Sommer sehr heiß werden |
Ortsfest vergossener Fallschutz | + pflegeleicht + befahrbar mit Kinderwagen und Rollstuhl + geringe Schichtstärken reichen aus + in verschiedenen Farben erhältlich + dreidimensionale, dynamische Geländeformen möglich + Verlegung auch an Hängen bis 45° | – teuer – nicht umweltfreundlich – benötigt komplexe Untergrundbearbeitung und Einfassungen – nur von Fachfirma umsetzbar – kann im Sommer sehr heiß werden |
Ortsfest vergossenes Korkgranulat | + pflegeleicht + befahrbar mit Kinderwagen und Rollstuhl + umweltfreundlicher als Gummigranulat + geringe Schichtstärken reichen aus + dreidimensionale, dynamische Geländeformen möglich + Verlegung auch an Hängen bis 45° | – teuer – nicht vollständig umweltfreundlich – benötigt komplexe Untergrundbearbeitung und Einfassungen – nur von Fachfirma umsetzbar – heizt sich weniger stark auf als EPDM |
Schaumstoffmatten mit Planenüberzug | + pflegeleicht | – nur für Indoor-Anlagen geeignet – nur auf perfekt ebenen und verdichteten Untergründen verlegbar |
Quellen und Referenzen
- DIN EN 1176 und DIN EN 1177
- Unfallkasse NRW (2025): Stoßdämpfende Böden.
- Williams, Caroline (2021): Stürzend und stolpernd durch den Alltag